Am frühen Dienstagmorgen stießen zwei Frachtschiffe in der Nordsee nahe der Insel Helgoland zusammen. Das Schiff „Verity“ sank in der Folge, die „Polesie“ konnte in einen Hafen fahren. Durch das Unglück starben fünf Seeleute der „Verity“, zwei weitere konnten glücklicherweise gerettet werden. Die 22 Besatzungsmitglieder der „Polesie“ überlebten den Zusammenstoß. Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen der verstorbenen Seemänner. Wir wünschen den Angehörigen viel Kraft in diesen schweren Stunden.
Grundsätzlich stellt sich für mich der Hergang des Unfalls wie folgt dar: Die „Verity“ startete in Bremen, die „Polesie“ in Hamburg. Vermutlich fädelten sich beide Schiffe im Verkehrstrennungsgebiet „Terschelling German Bight“ südwestlich von Helgoland ein. Das Anlaufen von solchen Verkehrstrennungsgebieten unterliegt strikten Regeln, um Kollisionen zu vermeiden – die Nordsee ist ein dicht befahrenes Gewässer. Weil die „Polesie“ aus Hamburg und somit aus Osten, die „Verity“ aus Bremen und somit aus Süden kam, hätte die „Verity“ ihren Kurs nach Steuerbord ändern und der „Polesie“ ausweichen müssen, da die „Polesie“ der sogenannte Kurshalter war.
Es stellen sich für mich einige Fragen bezüglich der Schiffskollision:
- Waren beide Brücken zum Zeitpunkt der Kollision vorschriftsmäßig besetzt?
- Wer von den Schiffsbesatzungen war für die Wache zum Zeitpunkt der Kollision zuständig?
- Wurden die Arbeitszeiten sowie Pausen regelkonform eingehalten?
- Fand eine Kommunikation über UKW direkt zwischen beiden Schiffen statt?
- Warum fuhr die „Polesie“ als Kurshalter nicht das „Manöver des letzten Augenblicks“ (Hartruder nach Steuerbord), um die Kollision zu vermeiden?
- Behinderten der Schiffsverkehr, Windparks oder technische Fehler möglicherweise das „Manöver des letzten Augenblicks“?
Ich werde mittels Einzelanfragen diesbezüglich weiter nachhaken. Die Ermittlungen der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung sowie der Staatsanwaltschaft Hamburg werde ich verfolgen.